Wer Gämse in freier Wildbahn beobachten konnte, war sicher überrascht wie schnell sich die Tiere auch in unwegsamem Gelände bewegen können. Höhendifferenzen von 1000 m werden in wenigen Minuten überwunden, Sprünge auf Felsblöcke von 2 m Höhe scheinen kein Problem oder Sprünge über Felsklippen von 5 m Weite gelingen mühelos.

Die Anatomie der Gämse ist hervorragend an das Leben im Hochgebirge angepasst. Ihr Herz ist grösser als bei anderen Säugern und vermag höhere Pulsfrequenzen (bis 200) über längere Zeit ohne Schaden zu überstehen. Grosse Lungen und eine erhöhte Anzahl roter Blutkörperchen helfen die Muskelkraft zu steigern. Eine Gams kann in unwegsamem Gelände eine Spitzengeschwindigkeit von 50 km/h erreichen. Zum Vergleich, ein Pferd erreicht auf flachem Gelände eine Geschwindigkeit von 50 bis 60 km/h.

Natürlich sind die Füsse auch entsprechend an das Gelände angepasst. Die Hufe sind zwei geteilt. Jede Schale wird durch eine sehr harte, wie eine Leiste hervorstehende Aussenkante umrundet. Die Mitte der Fusssohle ist dagegen weich und passt sich jeder Oberfläche an. So dient die Aussenkante als Gleitschutz und der weiche Innenteil gibt die bestmögliche Bodenhaftung. Die beiden Hufteile lassen sich abspreizen und bieten dadurch eine grössere Auflagefläche. Dies ist besonders beim bergabwärts Gehen, zum Bremsen, oder im Winter um das Einsinken im Schnee zu verhindern, hilfreich.

Nur wenige Jungtiere überleben die ersten 4 Lebensjahre. Viele Gämsen werden besonders im Winter durch die Varianten-Skifahrer in immer gefährlichere Regionen abgedrängt. So müssen sie sich teilweise in Lawinenhänge zurückziehen, die sie sonst meiden würden. Viele Tiere finden in Lawinen den Tod. Aber auch die Sommertouristen wandern gerne auf den Alpwiesen und drängen die Tiere in Geröllhalden ab, wo viele von ihnen durch Steinschlag umkommen.

Gämse müssen sich für den Winter eine dicke Fettschicht anfressen. Gesunde Tiere können so einen Winter durchstehen. Junge oder etwas schwächere Tiere sind deshalb besonders gefährdet. Können diese Tiere im Sommer nicht genügend äsen und müssen sie im Winter auch noch unnötig durch den Schnee rennen um vor den Touristen zu fliehen, reicht die aufgebaute Energiereserve nicht aus und die Tiere verhungern.

Sehen sie im Winter Gämse vor Touristen flüchten, erfreuen sie sich nicht über den Anblick, sondern machen sie sich Gedanken darüber ob die Tiere so den Winter überstehen können.