Kaum ein anderes Hobby ist so polarisierend wie die Jagd und darum ist es auch nicht verwunderlich, dass sich so gut wie jeder Jäger kritischen Fragen im Familien-, Freundes- oder Kollegenkreis stellen muss.

Im Grunde ist es immer dieselbe Reaktion mit einer Mischung aus Verwunderung, Abscheu und Ablehnung, aber auch gleichzeitiger Bewunderung und Interesse an den zahlreichen Fassetten dieser ausgefallenen Beschäftigung.

Grund dafür sind natürlich die überholten stereotypischen Bilder, die ein „Otto-Normal-Bürger“ mit der Jagd in Verbindung bringt und die erfahrungsgemäss meist auf Unwissenheit basieren. Denn wenn wir aufgeschlossen und mit Passion darüber berichten, worum es bei der Jagd geht und was alles dazu gehört, kommt nicht selten der Wunsch beim Gegenüber auf, doch einmal an einer Jagd teilzunehmen.

Schon in der Altsteinzeit wurde von Menschen gejagt – „Jäger und Sammler“ ist die gängige Bezeichnung für die Menschen dieser Zeit. Die Jagd diente hauptsächlich zur Nahrungsversorgung und lieferte neben Fleisch wertvolle tierische Nebenprodukte wie Knochen für Werkzeuge oder auch Flöten und Kunstwerke und Felle als Bekleidung, für Schuhe, für Decken, Behausungen (Zelte) und Tragetaschen, sowie Sehnen zum Nähen und für Bögen.

Mit der zunehmenden Sesshaftigkeit und der damit verbundenen Domestizierung von Tieren trat die Jagd mit all ihren Gefahren und Erschwernissen als Lebensgrundlage bei weiten Teilen der Bevölkerung zunehmend in den Hintergrund. Schon in den antiken Hochkulturen wurde die Jagd neben Nahrungserwerb und regulierendem Eingriff in die Natur gelegentlich auch als Freizeitvergnügen betrachtet. Frühe Darstellungen, wie die Jäger-Palette dokumentieren die Jagd im alten Ägypten. Es gab jagdbezogene Kulte für Gottheiten, denen das Jagen besonders geheiligt war – so die griechische Göttin Artemis und die römische Göttin Diana. Besonders erstaunlich dabei ist, dass die Jagd als Männerdomäne keinen Gott, sondern eine Göttin als ‚Patronin‘ hatte. Auch unter den Heiligen der katholischen Kirche gibt es einen Patron der Jäger, den Hl. Hubertus. Neben ihm gab und gibt es z. B. mit dem Heiligen Martin, dem heiligen Germanus von Auxerre oder in den osteuropäischen Ländern mit dem Heiligen Iwan allerdings noch andere Heilige, die als Schutzpatrone der Jagd verehrt werden.

Bis ins Mittelalter wurde die Jagd, auch Waidwerk immer mehr zum Privileg des Adels sowie staatlicher und kirchlicher Würdenträger. Aus dem Mittelalter stammt auch die Unterscheidung zwischen „hoher Jagd“ – der dem Adel vorbehaltenen Jagd auf Hochwild – und „niederer Jagd“ (für den niederen Klerus etc.) auf kleinere Tiere wie Hasen und Federwild sowie Rehwild, das als einzige Schalenwildart dem Niederwild angehört. Bezirke, in denen der König oder ein anderer Fürst das Jagdrecht für sich alleine beanspruchte, wurden als Wildbann bezeichnet. In den entstehenden deutschen Territorialstaaten ab 1500 kam das „Eingestellte Jagen“ auf, eine Art Treibjagd, bei der wochenlang viele Tiere zusammengetrieben wurden. Diese wurden dann von fürstlichen Jagdherren alleine oder mit einigen Gästen getötet. Im 18. Jahrhundert wurde aus Frankreich die Parforcejagd eingeführt: eine Meute Hunde verfolgt ein einzelnes ausgesuchtes Stück Wild und wird von berittenen Jägern begleitet.

Prinzipiell ist die Jagd ein Handwerk bzw. ein Lehrberuf. Der Berufsjäger braucht also für seinen Lebensunterhalt eine Anstellung. Entstanden im Mittelalter gibt es die Beschäftigung als Berufsjäger noch heute. Der Berufsjäger führt dabei jagdliche und hegerische Tätigkeiten aus, die im Sinne seines Arbeitgebers sind, wobei letzterer sich häufig den Abschuss gerade trophäentragenden Wildes vorbehält. Allerdings ist die Zahl der Reviere, die zum einen groß genug und zum anderen finanzkräftig genug sind, um einen Berufsjäger zu beschäftigen, relativ klein. Deshalb ist auch die Zahl der Berufsjäger recht gering. In allen anderen Revieren wird die Jagd heute von Jägern ausgeübt, die selber das Jagdrecht, ein Jagdrevier zur Ausübung der Jagd gepachtet oder vom Jagdpächter, dem Jagdausübungsberechtigten eine Jagderlaubnis erhalten haben. Dabei spielen Gesellschaftsjagden, bei denen gleichzeitig mit einer relativ großen Anzahl an Jagdgästen Wild bejagt wird, eine nicht unerhebliche Rolle.

Nachfolgend werden die verschiedenen Jagdarten vorgestellt:

Die Pirschjagd

Bei der Pirsch versucht der Jäger an das Wild heranzukommen. Diese Jagdart verlangt vom Jäger neben einer guten Kondition besondere Kenntnisse des zu bejagenden Wildes, dessen Eigenarten und über das bejagte Gebiet (Revierkenntnisse). Gepirscht wird grundsätzlich gegen oder spitz zum Wind. Schnelle oder hastige Bewegungen nimmt das Wild sofort wahr, ebenso vernimmt es knackende Zweige je nach Wetterlage und Umweltgeräuschen auf 100 bis 200 m Entfernung. Bei der Pirsch ist also ruhig, vorsichtig und lautlos vorzugehen. Am meisten Erfolg verspricht sie am frühen Morgen, anch Gewittern und beim ersten Neuschnee.

Der Ansitz

Um die Ansitzjagd zu betreiben, werden häufig Hochsitze, Kanzeln oder Schirme erstellt. Diese diesen jedoch nicht nur für die eigentliche Jagd, sondern werden auch für die Beobachtung und Wildzählung benützt.

Erhöhte Ansitze erlauben eine weitere Sicht und in den meisten Fällen ist man der Witterung (dem Geruch) durch das Wild entzogen. Im Flachland ermöglichen nur Hochsitze und Kanzeln einen ungefährlichen Schuss mit der Kugel. Entscheidend ist der Auftreffwinkel, welcher mindestens 30 Grad betragen muss.

Die Passjagd

Vor allem Fuchs, Dachs uns Hase begehen auf dem Weg zu den traditionellen Freissplätzen am Abend und am Morgen häufig den gleichen Weg – den Pass. Hier sitzt der Jäger frühzeitig vor der Benutzung des Passes durch das Tier an, um keine Störung zu verursachen. Der Jäger versucht, das Wild auf dem Pass zu erlegen.

Die Treib- und Drückjagd

Treib- und Drückjagden werden in der Regel auch als Gesellschaftjagden bezeichnet und durchgeführt. An diesen Jagden nehmen mehrere Jäger (Schützen) und Treiber (Personen, die das Wild vor die Schützen bringen) teil. Dem Sicherheits-Aspekt kommt deshalb bei diesen Jagden grosse Bedeutung zu, dem insbesondere der Jagdleiter Rechnung zu tragen hat. Er organisiert die Jagd.

Die Treibjagd wird in der Regel mit Treibern und laut jagenden Hunden durchgeführt, welche das Wild suchen und „aufscheuchen“. Das Wild reagiert flüchtend.

Bei der Drückjagd soll das Wild möglichst nicht flüchtig, sondern vertraut vor die Schützen geführt werden. Diese Jagdform eignet sich besonders auf Schalenwild, das dabei gut angesprochen werden kann. Hunde werden bei dieser Jagd nicht eingesetzt.

Die Suchjagd

Gesucht wird mit einem gut abgerichteten Hund vor allem auf Hühner im offenen Feld oder im niedrig bewachsenen Gelände – auch buschieren genannt. Sobald der Vorstehhund Wild in der Nase hat, steht er vor. Hunde, welche buschieren oder stöbern, machen dem Jäger auf kurze Distanz das Wild hoch.

Die Fallenjagd

In der Schweiz ist nur noch die Kastenfalle erlaubt. Sie wird auf den Marder und auf den Fuchs verwendet und ist mit einer grossen Mäusefalle vergleichbar. Geködert wird mit frischen Hühnereiern oder mit rohem Hühnerfleisch. Das gefangene Wild ist dann völlig unverletzt in der Kastenfalle, welche keinerlei Schlag- oder Fangzangen enthalten darf. Dies ermöglicht es, während Schonzeiten gefangenes oder geschütztes Wild wieder freizulassen.

Die Baujagd

Bei der Baujagd soll der Fuchs durch den Hund aus dem Bau gejagt werden. Dachse verlassen den Bau selten vor dem Hund. Für die Baujagd auf den Fuchs werden in der Schweiz vorwiegend Jagd-Terrier oder Dackel verwendet. Für den Hund bedeutet die Baujagd harte Arbeit, weiss sich doch auch ein alter Fuchs seiner Haut wohl zu wehren. Deshalb eignen sich nur kräftige und angriffige Hunde dafür. Beste Zeit für die Fuchsjagd im Bau ist vom November bis Februar bei schlechtem Wetter, dann steckt der Fuchs im Bau

Die Wasserjagd

Die Jagd auf Wasserwild an Gewässern wird bei uns in der Regel nur noch als Entenjagd betrieben. Diese Jagdart ist sehr vielseitig. Sie wird als Ansitz-, Pirsch- oder auch Lockjagd betrieben.

Der Lebensraum der freilebenden  Tierwelt wurde in den letzten Jahren durch die Zivilisation, die Ausdehnung der Siedlungsgebiete, Strassenbauten, intensive Bewirtschaftung von Feld und Wald usw. immer mehr eingeengt. Die Folgen sind zum Teil verheerend. Viele Tierarten, welche sich den veränderten Verhältnissen nicht anpassen können, sind verschwunden oder stark gefährdet. Unsere Natur wird zusehends ärmer. Was können wir dagegen tun? Unsere Gesetzgebung, insbesondere das Natur- und Landschaftsschutzgesetz, bietet verschiedene Möglichkeiten. Aber auch hier gilt: Es geschieht nichts, ausser man tut es.Jagd ist eine Aufgabe mit vielen Aspekten. Dies gilt es zu beachten und rechtfertigt, dass der Jagd und den Jägern mit ihren Anliegen mehr Verständnis entgegengebracht wird.

Gegenwärtige und zukünftige Aufgaben verlangen ein aktives Mitwirken im Gestalten von bestehendem oder neu zu schaffendem Lebensraum. Die Jäger versuchen stets, diese Fülle von Aufgaben, vereinigt mit den verschiedensten Partnern, zu lösen. Die Bevölkerung soll vermehrt über die Tätigkeiten eines Weidmannes orientiert werden. In diese Bemühungen sind selbstverständlich Kontakte mit unseren Schulen eingeschlossen. Die traditionellen Aufgaben bleiben erhalten, denn ohne jagdliche Eingriffe in die Wildbestände wäre eine wirksame Regulation nicht mehr möglich, fehlen doch heute trotz Ansiedlung des Luchses und Einwanderung des Wolfes die natürlichen Feinde weitgehend. Die Beobachtung der freilebenden Tiere, die Überwachung des Zustandes ihres Lebensraumes und die Gesundheits-kontrolle beim Wild gehören ebenfalls zu den Daueraufgaben der Jagd. Nach Ausbruch der Tollwutepidemie anfangs der siebziger Jahre wurde die Jägerschaft bei deren Bekämpfung lange Zeit stark gefordert.

Auch in Zukunft wird die Jägerschaft ihre angestammten Aufgaben erfüllen und zusätzliche Aufgaben im öffentlichen Interesse wahrnehmen müssen. Die Hege im Sinne des Biotop- und Lebensraumschutzes gewinnt laufend an Bedeutung.

Für eine ganzheitliche Lösung der anstehenden Probleme braucht es eine verstärkte Zusammenarbeit mit zielverwandten Kreisen. Die Pflege enger Beziehungen zu Partnern im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes, der Forst- und Landwirtschaft und der Raumplanung hat bereits seit längerem einen hohen Stellenwert. Im Weiteren braucht es enge Kontakte zur Wildtierforschung, zu Behörden und zur breiten Öffentlichkeit.

Die Wildtiere benötigen einen vielfältig strukturierten, möglichst naturnahen Wald mit Ruhezonen, Deckung und krautreicher Äsung. Die Erhaltung solcher Wälder liegt im Interesse der Jäger. Ein spezielles Problem stellt sich vielerorts mit der natürlichen Waldverjüngung. Rehe und Hirsche können diese in Frage stellen, wenn sie in hohe Dichte auftreten oder sich örtlich stark konzentrieren. In natürlich strukturierten, vielfältigen Wäldern sind Wildschäden in der Regel unbedeutend. Fehlen jedoch äsungsreiche Lichtungen oder wird das Wild durch monotone Waldbereiche, Schutzzäune und Störungen aller Art räumlich eingeengt, so wächst der Druck auf die noch günstigen Gebiete. Kurzfristig kann das Problem durch entsprechende Bejagung des Schalenwildes entschärft werden. Langfristig geht es jedoch um die Verbesserung der Waldqualität für das Wild. Dieses Ziel verbindet die Jägerschaft mit der Forstwirtschaft. Die Lebensraumansprüche der Tier- und Pflanzenarten müssen durch einen standortgerechten, naturnahen Waldbau erfüllt werden. Deshalb ist die enge Zusammenarbeit zwischen Jägern und Förstern unabdingbar. Gemeinsam sind Förster und Jäger in der Lage – auch im Rahmen der ordnungsgemässen Waldwirtschaft, die auf die Holznutzung ausgerichtet ist – die Ansprüche der Wildtiere entsprechend zu berücksichtigen.

Früher beherbergte die bäuerliche Kulturlandschaft eine reiche Tierwelt. Mit dem Einzug der Agrarindustrie veränderte sich auch die Landschaft. Vielerorts wurde die Landschaft in trostlose, eintönige und ausgeräumte Flächen mit Feldern ohne Nahrung und Deckung für das Wild umgestaltet. Dadurch sind viele Tiere und Pflanzen vom Aussterben bedroht. Neuer Lebensraum ist zu schaffen, denn Wildschutz ohne Lebensraumschutz ist sinnlos. Für die St.Galler Kulturlandschaft ist deshalb der ökologische Ausgleich für das Wild unabdingbar. Ökologischer Ausgleich bedeutet die grundsätzliche Abkehr von der maximal möglichen Nutzung der Anbauflächen.

Mit dem ökologischen Ausgleich soll mehr Raum für freilebende Tiere und wildwachsende Pflanzen gesichert werden. Mit dieser Massnahme möchte man seit längerem der Überproduktion in der Landwirtschaft entgegenwirken. Nun, was bedeutet „ökologischer Ausgleich“ in der Praxis? Grundsätzlich wird damit ausgesagt, dass negative Einflüsse auf die Lebensräume von Tieren und Pflanzen sowie auf natürliche Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser und Luft durch gezielte Massnahmen aufgefangen werden. Vorhandene Schäden in der Natur müssen behoben und neue Schäden durch vorgängig eingeplante Ausgleichsmassnahmen vermieden werden. Der Einfluss der intensiv betriebenen Landwirtschaft wird durch Gehölze, Brachen, Magerwiesen, Trocken- und Feuchtstandorte, naturnahe Bachläufe und Kleingewässer gemildert. Je reicher eine Landschaft an solchen Strukturen ist, desto vielfältiger ist ihre Lebewelt. In einer ausgeräumten Agrarlandschaft können Wildtiere nicht überleben. Um die Verhältnisse zu verbessern, arbeitet die Jägerschaft eng mit den Landwirten zusammen. Der Landwirt ist der wichtigste Partner für die Biotophege im Kulturland.

In früheren Jahren haben sich vor allem Schutzorganisationen um eine Verbesserung der Lebensbedingungen im Kulturland gekümmert. Die Biotophege setzt am gleichen Punkt an, indem die Jägerschaft sich an der ökologischen Aufwertung der Feldflur beteiligt. In den Gemeinden kann sie bei der Ausarbeitung kommunaler Leitpläne zur Wiedervernetzung der Landschaft mithelfen. Der Lebensraumverbund wird gefördert, in dem die Landschaft mit naturnahen Flächen angereichert wird. Auch Fliessgewässer sind wichtige Verbindungselemente in der Kulturlandschaft. Mit vereinten Kräften kann für Wildtiere ein vielfältiger Lebensraum gesichert werden.